Für eine Kontinentale Kultur /
Die Bürgermeister / Dr. Jürgen Linden, Aachen / Ph. J. I. M. Houben, Maastricht
/ J. F. J. Zuidgeest, Heerlen / Willy Demeyer, Liège

In den Städten Aachen, Heerlen, Lüttich und Maastricht sind Museen für zeitgenössische Kunst wirkungsvolle Instrumente einer offenen, international orientierten Kulturpolitik. Sie bieten ihren Besuchern nicht nur bedeutende Kunstsammlungen, sondern erarbeiten ständig attraktive Wechselausstellungen, mit denen es ihnen auch gelingt, Menschen aus den Nachbarstädten anzuziehen. Diese europäische Grenzregion hat etwa vier Millionen Einwohner in einem Radius von nicht mehr als fünfzig Kilometern, und unter ihnen sind Italiener, Türken, Marokkaner, Surinamer, Indonesier und viele andere, die aus Asien, Afrika und Südamerika eingewandert sind. Sie arbeiten hier und sie studieren und lehren an den Hochschulen. Man findet sie ebenso an den Tischen der Restaurants wie auf den Bühnen der Theater.

Die Bürgermeister der Städte Aachen, Heerlen, Lüttich und Maastricht begrüßen das Projekt CONTINENTAL SHIFT, weil es den Begegnungen der Kontinente im Großen so gewidmet ist, wie sie im Kleinen in der europäischen Grenzregion stattfinden. Die EUREGIO spiegelt sich in der Welt. Sie begrüßen ebenso, dass das Ludwig Forum in Aachen, die Stadsgalerij in Heerlen, das Musée d´Art Moderne et Contemporain in Lüttich und das Bonnefantenmuseum in Maastricht zum ersten Mal in ihrer Geschichte ein Ausstellungsprojekt gemeinsam realisieren. Sie schaffen damit nicht nur einen Präzedenzfall, sondern bauen das Fundament für eine weitergehende Kooperation zwischen den Kulturinstituten der vier Städte.

Noch steht der internationale Anspruch der vier Museen in keinem Verhältnis zu der kulturellen Infrastruktur, die sie trägt. Noch immer sind unsere Kulturen national geprägt und enden an den Ländergrenzen. Noch immer sind Aachener Künstler in Lüttich und Maastrichter Künstler in Aachen so gut wie unbekannt. Noch immer sind die kulturellen Energien zentrifugal ausgerichtet - in Aachen nach Köln und Düsseldorf, in Heerlen und Maastricht nach Amsterdam und in Lüttich nach Brüssel. Um in der Konglomeration der Euregio Rhein-Maas ein Bewusstsein der Gemeinsamkeit, eine sinnstiftende Identität zu erreichen, sind viele Schritte nötig - wie der bedeutsame Schritt von CONTINENTAL SHIFT, der das neue Jahrhundert gewichtig beginnt.

CONTINENTAL SHIFT wird sichtbar machen, dass die Gewohnheiten, die sich an nationale Kulturen knüpfen, das Weiterleben belasten und deshalb verändert werden müssen. Es entsteht einerseits ein neues Bewusstsein für regionale Kulturen über Grenzen hinweg, und andererseits entwickelt die internationale Debatte über multikulturelle Erscheinungen, Globalisierung und Globalität eine neue Wachsamkeit, die den Differenzen der kontinentalen Kulturen größte Aufmerksamkeit widmet.