RICK TAKVORIAN

 
 

 
Die Aufführungen und Performance-Events, die Continental Shift "bespielen" beschränken sich nicht auf einen bestimmten Kulturkreis. Vielmehr bieten sie eine Rundreise durch die Bühnenkünste der Länder und Kontinente, die in den verschiedenen Ausstellungshäusern widergespiegelt werden.

Das Veranstaltungsprogramm wird in drei Kapitel aufgeteilt: In der ersten Phase des Projekts (bis Sommer) werden aktuelle Inszenierungen im Bereich des Tanzes, der Performance-Kunst und des Bewegungstheaters präsentiert. Hier werden Schwerpunkte auf Begegnungen mit Künstlerinnen und Künstlern aus dem lateinamerikanischen, japanischen und afrikanischen Raum gesetzt. In der zweiten Phase wird eine Reihe von Konzerten (Sommerfestivals) aktuelle Tendenzen und Fusionen - sowie Mischformen innerhalb der Bereiche World Music, Jazz und neuer Musik für spannende Konfrontationen rhythmischer Art sorgen. Im letzten Teil des Programms werden Experimente und Auftragsprojekte - etwa eine multimediale Performance-Kooperation zwischen Amsterdam und Tokio -oder eine choreographische "Führung" durch die Ausstellungsstätten von Continental Shift das Veranstaltungsprogramm abschließen.

Im Mai und Juni werden zum Auftakt vier Aufführungsprojekte ein Mosaik von Farben und Impulsen aus der internationalen Bühnenwelt auf die Bretter zaubern. In "Aruanâzug" der Companie Lina do Carmo (sowie in den folgenden Stücken) wird deutlich, dass die zeitgenössische Tanzszene in Deutschland (und Europa) ohne Beitrag von Migranten nicht mehr vorstellbar ist. In Ihrer Produktion untersucht die brasilianische Choreographin und Regisseurin Lina do Carmo zusammen mit ihrem Ensemble dieses Nebeneinander von Archaik und Moderne, von Ritual und Rave. Das Stück "Briefwechsel" der Brasilianerin Sayonara Pereira dagegen nutzt die Erfahrungen der entwurzelten Künstlerin über die Schwierigkeiten und Veränderungen der Kommunikation zwischen Freunden und ihr nahestehenden Personen, die durch den Umzug nach Europa entstanden sind.

Nach diesen einleitenden Inszenierungen, die lateinamerikanische Strömungen innerhalb der europäischen Bühnenkultur sichtbar machen, führen uns die Companien von Keiko Nakano und Tchekpo Dan Agbetou weiter auf spannenden Kollisionskurs mit Bewegungsmustern und Performance-Elementen aus der japanischen und afrikanischen Welt. Keiko Nakano gilt als eine der wichtigsten Botschafterinnen des zeitgenössischen japanischen Tanzes, die mit ihrem Ensemble "Dance Museum Yogi" es sich zu Aufgabe gemacht hat, die "Modern Times", in denen das Individuum "I" lebt zu erkunden. Dies geschieht innerhalb eines Spektrums von Bewegung, Bühnenbild, Video, Lichtregie und "Make-up" Kunst. Der aus Benin stammende Tchekpo Dan Agbetou dagegen, schlägt in seiner Arbeit eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, etwa zwischen der Verschleppung seiner Vorfahren auf Sklavenschiffe und dem Zwang, dem der Einzelne in unserer heutigen, europäischen Gesellschaft ausgesetzt ist.

Live Events im Ludwig Forum