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"Tradition als Herausforderung" heißt das Motto, unter dem sechs Künstler
iranischer und armenischer Herkunft gezeigt werden. Ihre Ausdrucksmittel von
der Skulptur über Malerei und Installation bis zu Fotografie und Videokunst
umfassen traditionelle und zeitgenössische Formen. Auch inhaltlich
illustrieren sie auf exemplarische Weise den Zusammenstoß zwischen der
zeitgenössischen westlichen Kunst und der traditionsreichen hochstilisierten
Bildersprache ihrer Herkunftsregionen. Die Bildsprache der persischen Kultur
ist besonders elaboriert und vielschichtig und schon in den 60er Jahren
setzte sich die Sakkahaneh-Schule in Teheran mit diesem kulturellen Erbe auf
vielfältige Weise auseinander. Deren Gründer, der Bildhauer Parviz Tanavoli,
wird mit monumentalen Bronzeskulpturen in der Ausstellung vertreten sein.
Seine Werke greifen Elemente aus Geschichte, Schrift, Architektur und
Alltagskultur auf.
Die jüngere Künstlergeneration hat vorwiegend im Exil ihre
Auseinandersetzung mit den islamischen Traditionen fortgeführt. So
verarbeitet die minimalistische Malerei Karan Khorasanis abstrahierte
Bildzeichen aus dem Bereich der Volkskultur. Marcos Grigorian produziert
meist streng geometrische Bildkompositionen aus Lehm, Stroh und Erde. Dabei
beruft er sich auf handwerkliche Vorläufer im Bauwesen und in der
Landwirtschaft Irans und Armeniens.
Farkhondeh Shahroudi schafft eine bunte, gestische, höchst poetische
Malerei, die auf die traditionelle Teppichkunst zurückgreift. Die Arbeiten
der anderen teilnehmenden Künstlerinnen bearbeiten die Themenkomplexe Gewalt
und die Rolle der Frau im Islam. Sonia Balassanian hat sich nach ihrer
politischen Collage-Malerei der 80er Jahre jetzt vorwiegend auf Video und
Videoinstallationen konzentriert und thematisiert in ihren Werke
gewalttätige islamische Riten (Geißelung, Schlachtung, Beschneidung). Fariba
Hajamadi greift das Thema der Frauenrolle auf, allerdings erweitert sie
ihren Blickwinkel um die Rolle des Museums bei der Vermittlung von
Frauenklischees. In ihrer Mixed-media Installation kombiniert sie
lebensgroße Fotografien mit Projektionen auf "Schleier", die im Raum hängen.
Die Fotos, Videos und neuerdings auch Filme von Shirin Neshat thematisieren
Krieg, Gewalt, Rhetorik sowie den Lebens- und Wirkungskreis der Frau im Islam.
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